Wie können Newsgruppen beim Sprachenlernen helfen?
Methodisch-didaktische Überlegungen zur Förderung des Spracherwerbs durch Newsgruppen am Beispiel von Deutsch als Fremdsprache im Betrieb |
Neue Anforderungen im Beruf bestimmen neue Anforderungen an den Fremdsprachenunterricht |
News lesen |
News als Spielwiese |
News als Fundgrube |
Fazit |
Literaturverzeichnis |
Orientierungshilfen für diesen Text
Methodisch-didaktische Überlegungen zur Förderung
des Spracherwerbs durch Newsgruppen am Beispiel von Deutsch als Fremdsprache
im Betrieb("Theotext")
Neue Anforderungen im Beruf bestimmen neue Anforderungen an den Fremdsprachenunterricht |
Früher waren Mitarbeiter mit dienstlichen Auslandskontakten meistens nur in der Import/Export-Abteilung beschäftigt, mit Ausnahme des Vorzimmer-Personals der Geschäftsführung.
Weiterhin war zu beobachten, daß die fremdsprachlichen Tätigkeiten im Großen und Ganzen folgendermaßen aufgeteilt wurden: Sachbearbeiter bearbeiteten Standardtexte, Sekretärinnen besorgten den überwiegend standardisierten Schriftverkehr und die Übersetzungen einiger Berichte. Die Führungskräfte nahmen die Besuche und Verhandlungen wahr. Je nach Bedarf wurden auch Übersetzer und Dolmetscher herangezogen. Inhaltlich ging es hauptsächlich um den Austausch von Gütern und Dienstleistungen zwischen den Ländern.
Was brauchten diese Mitarbeiter also an Fremdsprachenkenntnissen? Die Sachbearbeiter brauchten konkret den Fachwortschatz. Die Sekretärinnen sollten hauptsächlich die Textsorte "Geschäftsbrief" und bestimmte Standard-Floskeln am Telefon beherrschen. Die Führungskräfte konnten dagegen den fremdsprachigen Schriftverkehr vernachlässigen, mußten dafür aber verhandeln und persönliche Kontakte pflegen können.
Die entsprechende Fremdsprachenkompetenz war bereits bei der Einstellung
eine wesentliche Voraussetzung, was auch in den Berufs- und Stellenbezeichnungen
zum Ausdruck kam: explizit wie in "Fremdsprachensekretärin", "Fremdsprachenkorrespondent"
oder implizit in "Import-/Exportsachbearbeiter".
Heute gibt es praktisch in jeder Abteilung Kontakte zum Ausland. Der Einkauf bezieht seine Ware direkt im In- oder Ausland, die Buchhaltung muß mit ausländischen Filialen bzw. mit dem Mutterhaus im Ausland das Rechnungswesen abstimmen, die EDV-Abteilung ist mit dem Ausland vernetzt usw. Überall im betrieblichen Alltag sind mehrere Fremdsprachen im Einsatz, sowohl schriftlich, fernmündlich als auch im direkten Gespräch mit den zahlreichen ausländischen Besuchern.
Weil betriebliche Bereiche an Standorte in verschiedenen Ländern
verlagert wurden, weitet sich die arbeitsteilige Zusammenarbeit, die zahlreiche
Koordinationsprozesse erfordert und die auf einen Standort bzw. eher auf
ein Land beschränkt war, dementsprechend aus. Während man
früher eine betriebliche Einheit an einem Ort festmachen konnte, ist
das heute oft nicht mehr möglich. Es wird also insgesamt nicht mehr
so differenziert, ob es sich um In- oder Ausland handelt.
Das sind nur einige Ausschnitte der alltäglich sichtbaren Folgen
des tiefen betrieblichen Strukturwandels, der u.a. zurückgeführt
werden kann auf
Was brauchen nun diese Mitarbeiter an Fremdsprachenkenntnissen?
Maßgebend ist die Fähigkeit zur Zusammenarbeit über Sprachgebietsgrenzen
hinweg.
In "Das Zertifikat Deutsch für den Beruf"[L] wird es auf folgende Formel gebracht:
"Sehr viele Menschen im Wirtschaftsprozeß, tendenziell fast alle, müssen über (fast) alles so kommunizieren können, daß sie in die Lage versetzt werden, arbeitsfähige Gruppen oder Teams zu bilden, die konstruktiv miteinander arbeiten und tolerant miteinander leben können."
Neu ist nicht das Ziel an sich; schon immer gab es Personen, die eine
derart weitreichende Kommunikationskompetenz hatten. Neu ist, wen und inwieweit
es die Einzelnen betrifft.
Wann wäre das Ziel erreicht?
Das ist eine wichtige Frage, um zielstrebig handeln zu können: Wenn man es einmal beispielsweise geschafft hat, in einer international besetzten Arbeitsgruppe gemeinsam eine Aufgabe zu lösen? Wenn man es hundert Male geschafft hat? Und wenn nach hundertmaligem positiven Ergebnis ein Projekt aufgrund von Uneinigkeiten und Mißverständnissen unwiderruflich mißlingt, hat man es dann doch noch nicht erreicht? Das Ziel ist also nicht nur sehr komplex und global, sondern obendrein unklar, d.h. es ist nicht möglich, zu einem Zeitpunkt festzustellen, ob es erreicht wurde.
Ein klares Ziel ist jedoch Voraussetzung für die Auswahl von Strategien und Ressourcen und macht eine kontinuierliche Evaluation zur Steuerung des Lernprozesses überhaupt erst möglich.
Klarer wird das Ziel, wenn man es auf einzelne Situationen bezieht.
Angenommen, in der Filliale eines multinationalen Unternehmens steht
ein Besuch aus dem ausländischen Mutterhaus bevor. Mit diesem konkreten
Besuch sind dann
Oder man erwartet zum Beispiel in der nächsten halben Stunde einen Anruf von einem Kollegen im Ausland, bei dem man zu einer in einem konkreten Bericht dargestellten Sachlage Stellung nehmen soll.
Erst solche Einzelziele erlauben die zielgerichtete Planung von angemessenen
Aufgabenstellungen.
Im Folgenden werden nun Aspekte der Kommunikationsfähigkeit herausgearbeitet,
die die Frage betreffen, inwieweit die Newsgruppen eine sinnvolle Ressource
für diese Zielsetzungen darstellen; eine Frage, die schließlich
jeder
News lesen |
Pauels[L]beschreibt den Begriff der fremdsprachlichen Kommunikationsfähigkeit folgendermaßen:
"Kommunikationsfähigkeit ist das Vermögen der Lerner, Äußerungen adressatengerecht im sozialen Interaktionsprozeß so zu verwenden, daß eine Verständigung gewährleistet ist. Dabei ist bedeutsam, daß der Lerner nicht die Äußerungen von sich gibt, die er in der fremden Sprache ausdrücken kann, sondern die er auch tatsächlich ausdrücken will. Demnach spielen bei jeder Kommunikation die Persönlichkeitsvariablen wie Urteilsvermögen, Vorwissen, Emotionen, soziale Herkunft, Intentionen und Betroffenheit eine wichtige Rolle ebenso wie die Beziehungen der Gesprächspartner zueinander und die Rahmenbedingungen der Sprechsituationen wie Ort, Zeit und Anlaß."
Dreh- und Angelpunkt sind demnach die Interaktionen.
In den News sind zahlreiche Interaktionen zu beobachten:
Die Teilnehmer des Usenets begrüßen sich [P];
sie fordern andere zum Handeln auf [P];
sie bitten um Information; sie beantworten Fragen; sie tauschen Kochrezepte
aus; sie beleidigen sich gegenseitig[P];
sie geben Tips; sie räumen Irrtümer ein; sie versuchen, Mißverständnisse
auszuräumen und gemeinsam Probleme zu lösen; sie trinken sogar
mal eine Tasse Kaffee [P],
mit virtuellem Kaffee zwar
Nun kann man sich diese Interaktionen genauer ansehen.
Bei der Erforschung dieser Fragen sind selbstverständlich die
Beobachtungen der eigenen bzw. anderer bekannten Sprachen und "Systeme"
hilfreich.
Dabei ist zu beachten, daß das deutsche Usenet eine Schnittmenge
aus dem internationalen Usenet und der deutschen Kultur ist, die wiederum
eine Teilmenge der Kulturen allgemein ist. Es kann also zwei mehr oder
weniger große Unbekannte geben: die Zielkultur und das Usenet, die
sich hier überschneiden; und diese Schnittmenge hat zum Teil ihre
eigenen Formen entwickelt.
Hilfsmittel
Ein sinnvolles Hilfsmittel, um systematisch an diese Fragen heranzugehen, sind Raster, Skalen und andere Schemata. Bei der Überlegung, wie ein solches Raster aussehen könnte, kann man auf Material aus Lehrwerken oder aus dem Fremdsprachenunterricht zurückgreifen und sie ggf. im Unterricht erarbeiten.
Nehmen wir einmal das Koordinatensystem aus der Übung W6 a)(43K) aus "Die Suche"[L], in dem verschiedene Formen, jemanden anzureden, eingeordnet werden sollen.
Hinweise zum Identifizieren und Einordnen dieser Ausdrücke, die
man zum Teil nicht einmal kennt, geben die Postings selbst, und zwar insbesondere
in Verbindung mit den Kenntnissen, die man über das Kommunikationssystem
"News" und über Sprachen bzw. Sprachsysteme hat.
Zur Identifizierung der Begrüßungen kann bereits helfen zu wissen, daß sich Begrüßungen üblicherweise am Anfang eines Gesprächs oder Schreibens, oft auch in Kombination mit Namen befinden. So wird man "Moin, Moin" oder "Moin Eckard" [P] problemlos als Begrüßung identifizieren können, auch ohne das Wort "Moin" zu kennen.
Ein Hinweis auf die Position in der Graphik ist in diesem Fall die Tatsache, daß es in Kombination mit dem Vornamen gebraucht wird.
Ein weiterer Hinweis ist das Gegenstück "Verabschiedung", denn bei einer informellen Verabschiedung ist auch eine informelle Begrüßung zu erwarten.
Außerdem können diesbezüglich die Anrede, Menge und Art der Smilies, der gesamte sprachliche Stil usw. interessant sein.
Kennt man Quotenheader[T], wird man "<mark1975@my-deja.com> schrieb in im Newsbeitrag: 7sd5qk$1kp$1@nnrp1.deja.com..."[P] wohl kaum mit einer Begrüßung verwechseln, auch wenn das Posting damit beginnt. Schwieriger ist schon bei "* Konrad Wilhelm behauptet:" [P], besonders wenn das Wort "behauptet" nicht bekannt ist.
In vielen Fällen werden auch vorangegangene und nachfolgende Postings Rückschlüsse liefern können.
Nicht immer wird die Antwort einfach zu finden sein. Sie soll vor allem
als vorläufiges Ergebnis, als Hypothese verstanden werden, die im
Laufe der Beobachtungen bestätigt, korrigiert oder verworfen wird.
Außerdem gibt es nicht unbedingt nur eine Lösung. Im Gegenteil,
manche Ausdrücke werden sich für vielfältige Situationen
eignen und können daher in der Graphik mehrmals auftauchen und sich
überschneiden. Schließlich ist anzumerken, daß es nicht
auf genaue Angaben ankommt, sondern daß sie der Orientierung dienen
sollen, nicht zuletzt zur Auswahl einer Ausdrucksform bei eigenen Postings.
Dieses Vorgehen hat zum einen den Vorteil, daß unbekannte Ausdrücke auf diese Weise erschlossen werden können.
Zum zweiten lernt man viele Ausdrücke gerade so weit kennen, wie
es für das Verstehen erforderlich ist. Denn in der Praxis ist es beispielsweise
meistens ausreichend, die Grußformen als solche zu erkennen und richtig
einzuordnen, um angemessen reagieren zu können. Dadurch kann man auch
bei unbekannten Grußformen flexibler reagieren. Für die Produktion,
für die man ohnehin mit einer Auswahl zurecht kommt, hat man sie dann
parat, falls man sie nicht sowieso bereits durch mehrmaligen Gebrauch assimiliert
hat.
Als besonders interessant kann sich ein Vergleich der Ergebnisse der ursprünglichen Anwendung des Rasters mit den Ergebnissen aus den News erweisen.
Betrachtet man nur die News aus dem allgemeinen deutschen Usenet, d.h.
ohne die internen Gruppen, wie die der Universitäten oder Fortbildungsinstitutionen
beispielsweise, wird man wahrscheinlich feststellen, daß sich alle
Formen auf der Achse der "Höflichkeit" mehr oder weniger auf der gleichen
Höhe befinden und daß es an den Extremen keine gibt. Das macht
dieses Raster aber nicht unbrauchbar. Im Gegenteil: gerade dadurch wird
deutlich, daß die Bandbreite wesentlich geringer ist als in Face-to-face-Situationen.
Auf der Achse, auf der abgebildet wird, inwieweit jemand persönlich
angesprochen wird, sind hauptsächlich zwei Gruppen anzutreffen: eine
ziemlich unpersönliche an die Gesamtheit der Leser und eine persönliche,
bei der in erster Linie jemandem direkt geantwortet wird. Auch wenn die
anderen Teilnehmer der Gruppe dabei nicht ausdrücklich angesprochen
werden, so ist davon auszugehen, daß sie zum Mitlesen und Weiterführen
des Gesprächs eingeladen sind, denn andernfalls ist es üblich,
ein privates E-Mail zu schicken. Genau genommen gibt es noch eine dritte,
unpersönliche, für sich genommen undefinierte Form, bei der erst
im Laufe des Postings deutlich wird, an wen es ausdrücklich gerichtet
ist.
Diese geringe Verschiedenartigkeit ist einleuchtend, wenn man sich überlegt,
daß die Kommunikationssituationen im Netz nicht gleichermaßen
vielfältig sind, daher auch keine besonders ausgeprägte Differenzierung
erforderlich machen. Allein die Formen der Begegnung sind bei den News
ziemlich begrenzt: Man richtet sich an die Gemeinde mit einem Posting (neuer
Faden) oder man antwortet auf eins. Dabei braucht man weder jemanden zu
unterbrechen noch jemanden zu rufen, um die Aufmerksamkeit auf sich zu
lenken.
Die Formen, mit denen sich die Interakteure ansprechen, sind bei den
News des allgemeinen deutschen Usenets also relativ einfach. Die praktische
Konsequenz, die man als Lerner zunächst daraus ziehen kann, ist beim
Schreiben eines Postings in diesem Bereich des Netzes nicht mehr auf verschiedene
Anredeformen achten zu müssen.
Schließt man nun zum Beispiel Gruppen der Universität mit ein, wird möglicherweise auffallen, daß Einzelfälle andere Positionen im Koordinatensystem einnehmen, und zwar eher in Richtung "Höflichkeit". Zum Beispiel "Sehr geehrter Herr ..., liebe Arbeitsgruppe" [P], "Liebe Fernstudenten, liebe Fernstudentinnen" [P].
Mit dieser Feststellung stellt sich sofort die Frage, woran das liegen könnte. Bei der Suche nach Erklärungen können erneut W-Fragen weiterhelfen: Wer benutzt diese abweichenden Formen? An wen sind sie gerichtet? Was ist an der Situation anders? Was fällt auf?
Im ersten Beispiel [P] ist der Absender ein Dozent oder Professor, der ein Seminar leitet: Die Antwort darauf stammt von einer Teilnehmerin dieses Seminars. Sie benutzt zwar keine Begrüßung, aber durch die Verabschiedung ("Mit freundlichen Grüßen") und die Anrede per "Sie" macht sie deutlich, daß sie die Distanz akzeptiert und erwidert. Die weiteren Teilnehmer dagegen duzt sie.
Das zweite Beispiel [P]
stammt von einer Abteilung der Universität und die Antwort von einer
Studentin. Während im Angebot offen bleibt, ob geduzt oder gesiezt
wird
Daß formelle Begrüßungen bzw. Verabschiedungen in Verbindung mit der Sie-Form auftreten, ist nicht weiter verwunderlich, weil beide Faktoren demselben Register angehören. Auch die Tatsache, daß Studenten und das Uni-Personal sich untereinander siezen, ist nichts Ungewöhnliches.
Auffällig ist dagegen, daß diese Sozialformen auch im Netz verwendet werden, obwohl im allgemeinen Usenet ausschließlich geduzt wird.
Das könnte darauf zurückzuführen sein, daß bei diesem Personenkreis weder die Notwendigkeit noch der Wunsch besteht, die im Rahmen der Institution Universität festgelegten sozialen Rollen aufzugeben.
Im allgemeinen Usenet wäre es hingegen problematisch, wenn nicht eine einheitliche Anredeform gewählt würde. Denn erstens sind die soziale Rolle und das Alter, die bekanntlich für den Gebrauch der persönlichen und distanzierten Form mitbestimmend sind, größtenteils unbekannt. Weiterhin ergäben sich beispielsweise Probleme aus der Tatsache, daß man sich an Personen wendet, die man duzt, die Gruppe aber nicht ausschließen wollte (siehe oben) usw.
Daß sich zu diesem Zweck nicht die Sie-Form eingebürgert
hat, die zunächst bei persönlichen Kontakten bei Personen ab
ca. 16 Jahren angewandt wird (siehe Ausnahmen bei Lüger
1993[L]),
liegt vielleicht daran, daß das Netz seinen Ursprung im studentischen
Bereich hat, daß besonders bisher die Teilnehmer sehr jung sind oder
daran, daß ein Vertrautheitsgrad in den Gruppen entsteht, der das
Duzen naheliegend erscheinen läßt.
Selbst wenn zahlreiche Fragen offen bleiben, so sind durch diese Herangehensweise viele Faktoren der kommunikativen Aspekte der Interaktionen angesprochen und bewußt gemacht worden.
Weiterhin ist zusammenfassend daraus abzuleiten, daß im Usenet der de-Hierarchien durchweg geduzt wird, was für den DaF-Lerner[F] eine große Erleichterung darstellt, und daß man in anderen Bereichen auf die entsprechenden Formen achten sollte.
Das Entdecken von Gemeinsamkeiten und Regelmäßigkeiten erhöht also die Handlungsfähigkeit, wobei eine zu starke Verallgemeinerung zu falschen Annahmen führen würde. Eine zu starke Differenzierung kann eine paralisierende Wirkung haben, weil man aufgrund der jeweils neuen Situation nicht flexibel und schnell genug reagieren könnte. Auf das Zusammenspiel der beiden kommt es an.
Hilfreich ist diese Strategie von Anfang an, d.h. auch oder besonders gerade dann, wenn man die Fremdsprache noch nicht entsprechend beherrscht. Wichtig wird sie, wenn sich im beruflichen Alltag Situationen ergeben, in denen man angesichts besonders hoher sprachlicher Anforderungen dennoch handlungsfähig bleiben muß.
Kann man die Situation einordnen, gibt das zunächst einmal ein
gewisses Sicherheitsgefühl. Stuft man eine Situation bzw. einen Aspekt
als unproblematisch ein, kann man sich auf Anderes konzentrieren. Andernfalls
verfügt man immerhin über eine Grundlage, die erlaubt, folgende
Entscheidungen in Erwägung zu ziehen:
Vor diesem Hintergrund ist es interessant zu beobachten, wie die
Usenetter[F]
mit solchen Situationen umgehen, und welche Vermeidungs- und Kompensationsstrategien
sie anwenden. [P]
Ein weiterer Vorteil des wiederholten Gebrauchs derselben Raster ist,
daß man dadurch bereits behandelte Themen wiederaufgreifen, festigen
und vertiefen und dadurch wiederum mentale Bezüge herstellen kann.
Trotz der zahlreichen Ergebnisse, die man durch diese Arbeitsform erzielen
kann, handelt es sich nicht um eine zeitaufwendige Übungsform, in
dem Sinn, daß man lange an einem Stück an der Aufgabe sitzt.
Eine ausdrückliche Auseinandersetzung mit den beschriebenen Aspekten
findet lediglich punktuell statt. Diese dadurch entstandene Veränderung
der kognitiven Struktur ist bereits ausreichend, um die Wahrnehmung beim
allgemeinen Newslesen diesbezüglich zu sensibilisieren. Somit ist
es gleichzeitig möglich, beim Newslesen vordergründig den inhaltlichen
Interessen zu folgen, was wiederum u.a. die Aufmerksamkeit erhöht
und sich durch die damit zusammenhängende Motivation persistenzfördernd
auswirkt.
Hervorzuheben ist noch, daß in dem angeführten Beispiel lediglich
1½ Variablen (Begrüßung und Anredeform) behandelt wurden.
Das zeigt einerseits die außerordentliche Komplexität der Sprachpraxis,
andererseits aber auch, daß die Strukturierung des Sprachinputs durch
einen selbst eine Möglichkeit ist, ihn nach und nach zu "begreifen"
und aufzunehmen.
Nachstehend einige weitere Anregungen, worauf besonders geachtet werden kann:
Sowohl mit dem Faden "Erster" [P]
als auch im Faden "Hallo da draußen" [P]
werden neue Gruppen begonnen, daher geht es hier in besonderer Form um
Begrüßung. Dennoch gibt es Unterschiede in Bezug auf die Stimmung.
In welcher hätte man eher Lust mitzuschreiben? Wie kommt das? In beiden
gibt es Provokationen - haben sie die gleiche Absicht? Wie sind die Reaktionen?
Wer bemüht sich alles um gute Stimmung? Und vor allem wie?
(Siehe in diesem Zusammenhang auch die Übungen von "Die Suche" zum
Thema Konflikte auslösen, verstärken, entschärfen, beenden:
Ü1(50K)
Ü2(70K)
Ü3(70K)).
Wenn Konflikte vorliegen: Was läuft
hier falsch? Worauf könnte das zurückzuführen sein? Auf
einen Regelverstoß? Gegen die Netiquette, gegen andere Konventionen,
gegen Regeln des Dialogs oder wogegen? Liegt vielleicht ein Mißverständnis
vor? Ein sprachliches, ein interkulturelles?
Bei Fäden mit Diskussionen zu einem Thema können beispielsweise
Pro- und Kontra-Positionen bzw. Gegenüberstellung von These und Antithese
herausgearbeitet und die Synthese gebildet werden.
Sowohl bei konfliktiven Gesprächen als auch bei Meinungsverschiedenheiten ist es besonders interessant, das Gespräch schrittweise und unter Perspektivenwechsel zu verfolgen. Im Unterricht oder beim Durchgehen der Beispiele [Übersicht der Postings] kann man es exemplarisch zudecken. Das Gute an den News ist aber gerade, daß es sich dort von selbst ergibt, wenn man regelmäßig in einer NG[F] mitliest, und nach und nach die Antworten dazukommen.
In der Zwischenzeit
Aufgrund der Reaktionen, die beim Lesen der neuen Antworten ausgelöst werden, wird deutlich, daß man eigentlich immer eine zumindest vorläufige Position einnimmt und Erwartungen aufstellt. Sich dessen bewußt zu sein, wird beim Schreiben und Sprechen dazu führen, daß man die Erwartungshaltung des Lesers (mehr) berücksichtigt. Dabei sind zwei Arten von Erwartungen zu unterscheiden: inhaltlich (z.B. kohärent zur vertretenen Meinung) und aufgrund des Interaktionsmusters (z.B. daß auf eine Frage eine passende Antwort folgt).
Die Einbeziehung in das Gespräch steigert außerdem die Neugier
auf die Fortsetzung, was seinerseits motiviert weiterzulesen.
Und woran erkennt man, daß die Sachverhalte durch das Prisma der
Gefühle gesehen wurden? (Siehe auch Ü(35K))
Möchte man sich auf bestimmte Interaktionsfelder oder -formen konzentrieren,
kann man sich überlegen, wo man diese finden könnte. Ein Blick
auf die bekannten "Sprachsysteme" kann auch in dieser Situation helfen.
So wird man in der Kantine nicht erwarten, daß Reden gehalten
werden; bei einer Vorladung zu einem autoritären Chef wird man weder
mit lockeren Unterhaltungen rechnen noch damit, daß die Teilnehmer
aufeinander zugehen. Es könnte vorkommen, aber
Kennt man sich in der Hierarchie der Gruppen etwas aus, dann könnte man vielleicht auf diesem Wege fündig werden.
In *.markt oder *.pinnwand könnte man vermutlich Redemittel zu Suchen, Verkaufen, Kaufen, Anbieten, Bitten und Auffordern finden.
In de.etc.deutsch geht es hauptsächlich
darum, ob etwas richtig oder falsch ist, ob etwas einer Regel entspricht
oder nicht, ob und mit welcher Wahrscheinlichkeit etwas wahr ist: ob es
also so sein könnte, dürfte, müßte,
das heißt
In de.rec.mampf ist es eher Geschmacksache.
Man tauscht Rezepte aus, man macht Vorschläge und erläutert,
was man wie am liebsten hat.
Wie konkrete Probleme eingegrenzt und Vorschläge zu ihrer Lösung
gemacht werden können, sieht man zum Beispiel in Computer-Gruppen
(de.comp.*, de.comm.*).
Diskussionen als Schwerpunkt gibt es in sehr vielen Gruppen, wobei die Art variiert. In de.sci.* bemüht man sich (angeblich zumindest), wissenschaftliche Argumente beizutragen; bei de.talk.* überhaupt nicht. Ein Blick in de.talk.tagesgeschehen ist wie mit einem Ohr am Nachbarstammtisch mitzuhören und sicherlich mit einigen Gesprächen in der Kantine vergleichbar. Durch ihre Analyse kann man bestimmte Argumentationsformen kennenlernen, um sich z.B. auf ein Entgegensteuern vorzubereiten, falls der Gesprächspartner sie bei einer seriösen Besprechung anwendet.
Ein lockerer Meinungsaustausch ist in den de.rec.*-Gruppen vorzufinden.
Eine weitere Möglichkeit, Gruppen nach den sprachlichen Bedürfnissen zu suchen, bieten Suchmaschinen. Dazu muß man sich bereits im Vorfeld einige sehr charakterische, markante Redemittel vorbereiten.
Beispielsweise deutet der Teil des Satzes "...ich bin dagegen der Ansicht,
daß" auf eine Diskussion hin und wird wohl weniger in Gruppen wie
*.markt oder de.rec.mampf zu finden sein.
Abschließend ist noch hervorzuheben, daß bei dieser Form des Lesens die Tatsache ausgenutzt werden soll, daß die rahmenbezogene sowie die operationale Kompetenz in der Fremdsprache bei ihrem Aufbau zu einem recht hohen Prozentsatz aus dem jeweiligen muttersprachlichen Bereich übertragbar sind, und daß gerade von diesen beiden Kompetenzbereichen wichtige Steuerungsimpulse auf den fremdsprachlichen Lernprozeß ausgehen, die ihn wesentlich fördern: von daher baut sich die fremdsprachliche Lernkompetenz auf.[L]
News als Spielwiese |
News mitzulesen, macht Lust
Hat man sich durch das Lesen etwas Orientierung im deutschen Usenet verschafft, ist die Hemmschwelle zum Mitschreiben sehr niedrig. Denn man kann sich in ein Gespräch einschalten, ohne nachteilige Konsequenzen befürchten zu müssen. Das liegt zum einen an der Struktur, die eine kurze bzw. einfache Antwort erlaubt [P] und zum zweiten muß man Gespräche nicht fortsetzen, wie dies dagegen bei Face-to-face-Gesprächen oder bei E-Mail-Partnerschaften z.B. der Fall ist. Man kann einfach soweit gehen, wie man sich zutraut.
Und zwar kann man sich umso mehr zutrauen, je besser man die Interaktionsregeln,
insbesondere die des Usenets, beherrscht. Sprachlich nicht fit zu sein,
im Sinne von grammatisch korrekt und mit treffenden Ausdrücken zu
schreiben, ist zunächst zweitrangig.
Sobald wie möglich in der Fremdsprache zu kommunizieren, ist im Betrieb von besonderer Bedeutung, da - wie eingangs erwähnt wurde - die Mitarbeiter oft nicht die Gelegenheit haben, erst zu lernen, um dann anzuwenden, sondern ziemlich schlagartig und zum Teil unerwartet damit konfrontiert werden.
Entscheidend ist auch hier, zunächst die Interaktionsregeln dieses
Umfelds zu beherrschen. Besonders in Anbetracht der Tatsache, daß
es - im Extremfall - Fettnäpfchen gibt, die einem Mitarbeiter auf
Dauer den Arbeitsplatz kosten können, vor allem wenn man sie nicht
erkennt und reparieren kann. Es sind gerade diese Situationen, in denen
einem zugute kommt, einerseits das Risiko bzw. das Verhältnis Risiko-Nutzen
einschätzen zu können, um entsprechend zu agieren bzw. reagieren
(siehe oben) und andererseits in der Lage
zu sein, problematische Situationen wiedergutzumachen.
Bei den News werden "Spielregeln" erfreulicherweise gleich mitgeliefert:
in der Gruppe de.newusers.infos
(siehe auch "Usenet: Netiquette"
ff.). Sie werden in Netiquette
für die de*-Gruppen aufgezählt, und in "Sieben
Thesen zur Höflichkeit im Usenet" und "Warum
soll ich mich an die Regeln halten?" u.a. wird erläutert, wie
sie zu interpretieren sind.
Damit ist es jedoch noch nicht getan, denn die Befolgung der Spielregeln
macht noch kein gutes Spiel, noch keine gute Kommunikation aus. Gefragt
sind außerdem u.a. Strategien und Techniken, anhand derer man tatsächlich
eine Verständigung erreichen kann. Nun gilt es, durch Mitspielen solche
Feinheiten aufzuspüren.
Einige Anregungen dazu wurden bereits bei "News
lesen" gegeben.
Eine besondere Rolle spielt die Imitation, die teils unbewußt und teils bewußt sein kann.
Was hat jemand anders in einer ähnlichen Situation geschrieben? - Durch Imitation kann vermieden werden, alles wörtlich zu übersetzen, weil ganze Formulierungen übernommen werden können. Ob diese Übernahme gelungen ist, wird man an den Reaktionen sehen können.
Was ist passiert, als jemand etwas Bestimmtes geschrieben hat? Wie haben die anderen darauf reagiert? - Was negative Reaktionen ausgelöst hat, wird man unter ähnlichen Bedingungen also nicht benutzen wollen; wohl aber etwas, das auch andere zum Erfolg geführt hat.
Erhält man Reaktionen, die man nicht erwartet hatte, weil sie anders als beim Vorbild ausfallen, kann das Aufschluß über Faktoren geben, die man bisher nicht beachtet hatte. Erhält man dagegen Reaktionen, die den Erwartungen entsprechen, so kann die bisherige Hypothese damit bestätigt werden.
Reaktionen, bei denen keine Kommunikationsstörung ersichtlich ist,
kann es auch dann geben, wenn Fehler toleriert wurden. Dadurch ist es einem
zwar nicht möglich, den Fehler aufzudecken. Andererseits ist es ein
Zeichen dafür, daß der Fehler für das Gelingen der Kommunikation
nicht schwerwiegend war. Somit werden die Fehler automatisch gewichtet,
und als Fremdsprachenlerner erfährt man, welchen Fehlertypen man Priorität
einräumen sollte.
Durch die Analyse der Reaktionen kann man also Hinweise auf den Stand des Lernprozesses erhalten und ihn somit weiterhin fördern und steuern.
Dabei ist es von Vorteil, daß die News schriftlich und speicherbar
sind, da dadurch der Kommunikationsprozeß immer wieder und in jedem
Stadium verfolgt und überprüft werden kann.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der regelmäßigen aktiven Teilnahme an der News-Kommunikation ist die Routinebildung. Dazu gehört u.a., daß die einzelnen Variablen der komplexen Sprachpraxis (siehe oben) durch wiederholte Anwendung assimiliert und zu größeren Einheiten verbunden werden, die die gezielte Aufnahme weiterer Variablen ermöglicht. Außerdem werden die Hypothesen in verschiedenen Kontexten erprobt.
Dadurch ist es möglich, immer schneller und vielseitiger in der
Fremdsprache zu reagieren sowie Themen in immer größeren Zusammenhängen
weiterzuentwickeln, was zum Beispiel wiederum Voraussetzung ist, um Konversation
führen zu können.
News als Fundgrube |
Das Internet wäre nicht, was es ist, wenn keine geeigneten Hilfsmittel zum Suchen zur Verfügung ständen.
Mit den Suchfunktionen kann man eine Webseite [T]
nach einem Suchbegriff durchsuchen, ein Posting[T],
eine Newsgruppe[T],
das Usenet[T]
oder praktisch das gesamte Internet [T]
.
Es stellt sich nun die Frage, wonach sinnvoll gesucht werden kann.
Die Rolle der Redemittel beim Fremdsprachenlernen wurde bereits angesprochen. Redemittel bekommt man im Unterricht und es gibt Kataloge bzw. Listen. Nachteil dieser Listen ist in den meisten Fällen, daß aus ihnen nicht ersichtlich wird, in welchen Situationen der Gebrauch des Ausdrucks angemessen wäre und wovon das abhängt. Sie werden nicht (ausreichend) kontextualisiert.
Dabei kann das Internet helfen. Es bietet selten fertige Lösungen; dafür müßte es zufällig eine passende Webseite zu dem Thema geben. Aber man findet sowohl Erläuterungen zu Ausdrücken und Redewendungen als auch Texte, in denen sie gebraucht werden.
Wenn es Ausdrücke sind, die besonders in der gesprochenen Sprache gebräuchlich sind, dann wird man im Web eher etwas darüber finden, einen Artikel über ein sprachliches Phänomen beispielsweise. Über den Ausdruck könnte man auch etwas in der Gruppe de.etc.sprache.deutsch finden. Beispiele, in denen Personen diese Ausdrücke tatsächlich angewandt haben, kann man im gesamten deutschen Usenet finden. Die Redemittel-Listen sind dann bei der Eingabe von Suchbegriffen wiederum sehr hilfreich.
Anhand mehrerer "Funde" kann man sich, praktisch durch induktives Vorgehen, bereits ein Bild darüber machen.
Eine weitere Möglichkeit ist, Wortschatz zu einem bestimmten Thema zusammenzusuchen (in Verbindung mit WWW und Printmedien). In einem Buch über Hautallergien sind sicherlich viele Ausdrücke zu finden, die mit dem Thema zu tun haben. Aber wie sieht es aus, wenn sich jemand für den entsprechenden Fachjargon interessiert, um sich über dieses Thema zu unterhalten? Je nach Bereich wird es nicht einfach sein, fündig zu werden, aber es ist einen Versuch wert.
Bei der Suche in den News sollte es weniger um "wahre Inhalte" gehen als vielmehr um Anregungen, um die Diskussion über die Themen und um den Gebrauch von Sprache (der nicht immer den normativen Regeln entspricht). Auch hier - wie gegenüber allem, was man liest und hört - ist ein kritischer Blick angebracht. Erst eine Vielzahl von Beiträgen - was nicht bedeuten soll, daß nur die Menge zählt - erlaubt, sich ein Bild zu machen, und man sollte immer für weitere Details offen bleiben, die dieses Bild nuancieren.
Hinsichtlich der Frage, wie man etwas sucht, wird im technischen Teil beschrieben, wie man den Computer dazu bringt, etwas zu suchen. Diese Beschreibung bleibt bei der Instruktion "Suchbegriff eingeben" stehen und erläutert sie nicht weiter. Durch die Eingabe geeigneter Suchbegriffe kann jedoch die Suche wesentlich effizienter gestaltet werden.
Wieder einmal erweist sich Wissen über das Sprachsystem von großem Nutzen.
Möchte man nämlich möglichst viele Treffer zum Thema "Lernen" erzielen, ist es gut, festgestellt zu haben, daß "lernen", "er lernt", "sie lernte", "Lernerin", "Lernertyp", "lernerzentriert", sowie "erlernen", "verlernen", "gelernt" in der Mitte die Buchstabenfolge "lern" gemeinsam haben, um dann am Wortanfang und/oder -ende ein sog. Jokerzeichen zu setzen.
Dadurch wird die Trefferquote zwar zunächst erheblich höher, unter Umständen zu hoch, um etwas damit anfangen zu können. Um jedoch gezielt an die gewünschte Information zu kommen, ist es besser, die Suche durch weitere Begriffe bzw. Begriffsteile einzuschränken. Denn auf diese Weise wird das Thema weiter begrenzt, ohne daß nützliche Seiten nur wegen der Verwendung abgeleiteter Formen, also wegen "gelernt" statt "lernen", ausgeschlossen werden.
Kenntnisse über Wortableitungen können sich auf jeden Fall lohnen, weil dadurch der Blick für solche Kernteile geschärft wird. Es kommt bei den Suchmaschinen jedoch wohlgemerkt nicht auf grammatische Merkmale an, sondern auf die Buchstabenreihe.
Begriffe können auch kombiniert werden. In welcher Form die Eingabe genau zu erfolgen hat, ist jeweils von der Suchmaschine abhängig.
Um das Beispiel aus "News lesen" aufzugreifen, in dem nach Redemitteln in der Art von "...ich bin dagegen der Ansicht, daß" als Hinweis auf eine Diskussion gesucht wurde:
Bei einigen Suchmaschinen gibt es die Möglichkeit, nach Wörtern in einer ganz bestimmten Reihenfolge zu suchen, im Grunde genommen also nach Buchstabenreihen mit Leerzeichen, was meistens durch Anführungszeichen am Anfang und Ende gekennzeichnet wird.
Das heißt, man könnte nun den gesamten Ausdruck "ich bin dagegen der Ansicht" eingeben.
Dadurch würden allerdings Textstellen ausgeschlossen, in denen es "Ich wollte sagen, daß ich dagegen der Ansicht bin, daß..." heißt, weil bereits die Reihenfolge nicht übereinstimmt. Bei Textstellen wie "er war dagegen der Ansicht, daß..." stimmen auch Wörter nicht mehr überein.
Daher muß man sehr genau beobachten, welche Wörter in welcher Form zusammenstehen.
Die soeben genannten Textstellen könnten durch die Eingabe "dagegen der Ansicht" gefunden werden. Noch mehr Treffer würde man erzielen, wenn man das Wort "dagegen" wegließe; es wäre in diesem Fall jedoch unwahrscheinlich, daß diese zusätzlichen Treffer relevant wären.
Es gibt weitere Möglichkeiten, die bei entsprechender Beherrschung ausgenützt werden können.
Möchte man alle Texte erfassen, in denen die Wörter "dagegen" und "Ansicht" vorkommen, um sich nicht mit der Reihenfolge festzulegen, kann man sie durch ein logisches "Und" verbinden.
Dann werden allerdings auch Texte mit einbezogen, in denen diese Wörter keinerlei Zusammenhang aufweisen. Um dies wiederum zu vermeiden, ist es manchmal möglich, eine "Nähe"-Angabe zu machen, d.h. man gibt an, wie weit die Wörter maximal voneinander entfernt sein dürfen.
Gibt man als Suchbegriff "dagegen ^15 Ansicht"[F] ein, erhält man sämtliche Textstellen, in denen, neben den bereits erwähnten, Ausdrucksformen wie "der Ansicht kann man dagegen sein, wenn" vorkommen, wobei sich die Zahl der irrelevanten Treffer sehr gering halten wird. (Bei deja.com wird die Distanz in Zeichen angegeben und durch ein Circumflex ("^") gekennzeichnet.)
Wichtig für eine effiziente Suche ist daher vor allem, auf differenzierende bzw. gemeinsame Merkmale der Sprachregister zu achten.
Fazit |
In den vorangegangenen Ausführungen wurden einige der vielfältigen Möglichkeiten dargestellt, wie "News" zur Förderung der Kommunikationskompetenz beim Spracherwerb eingesetzt werden können.
Demnach können News als offene Lernumgebung äußerst motivierend und ergiebig sein und in Verbindung mit den Lernbereichen "Unterricht" und "E-Mail-Projekte" eingesetzt werden. Sie bieten Raum, die Fantasie und Eigeninitiative voll zu entfalten. Hinzu kommt, daß die Inhalte den Interessen des jeweilig aktiven Mitglieds dieser Kommunikationsgemeinschaft Usenet permanent und automatisch entsprechen, also weder besonders fremdbestimmt werden noch veralten.
Im Zuge der Globalisierung eignen sich die News geradezu einzigartig, um auch vom geographisch entferntesten Lernerort aus an der lebendigen, weil authentischen Kommunikation in der Zielsprache teilzuhaben, den gegebenen Umständen entsprechend sowohl alltags- als auch fachsprachlich. Dabei ist ein rascher Einstieg mit bereits relativ geringen Sprachkenntnissen möglich.
Besonders hervorzuheben ist, daß man in den Newsgruppen Kommunikation sehr gut als Prozeß verfolgen kann. Durch die Reflexion der kommunikativen Aspekte von Interaktionen, also durch zunehmende Vertrautheit mit diesbezüglicher Theorie und Praxis, erarbeitet sich der aufmerksame Lerner eine in quantitativer und qualitativer Hinsicht bemerkenswerte Kompetenz, die ihn befähigen dürfte, anderen, auch unerwartet neuen Formen sozialer Interaktionen sprachlich souveräner und damit handlungsorientiert flexibler gegenüber zu stehen.
Gleichzeitig erfährt man konkret fremde Denk- und Verhaltensmuster und klinkt sich pragmatisch in fremdkulturelles (Sprach-)Handeln ein, statt allein auf mehr oder weniger stereotype Beschreibungen angewiesen zu sein. Dies bedeutet einen entscheidenden Schritt in Richtung auf eine Förderung der zielsprachlichen Kooperationskompetenz.
Neben der unmittelbaren Anwendung der erworbenen Kenntnisse in Newsgruppen und Mailinglisten im Rahmen von Aus- und Weiterbildung oder bei News als Hilfsmittel zur Informationsbeschaffung am Arbeitsplatz ist vieles aufgrund der ähnlichen Handhabung der E-Mail direkt auf die alltägliche E-Mail-Kommunikation übertragbar.
Für das Fremdsprachenlernen im betrieblichen Umfeld enthalten Newsgruppen
somit in besonders auffälliger und attraktiver Weise das Angebot,
daß sich Berufstätigkeit einerseits und Lernvergnügen als
nahezu unerschöpfliche Quelle der Motivation andererseits zugunsten
der persönlichen Weiterbildung verbinden lassen.
* DaF = Abkürzung für "Deutsch als Fremdsprache" * Usenetter = Teilnehmer des Usenets * NG = Newsgruppe * Eingabe ohne Anführungsstriche
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Usenet
& kommunikative Kompetenz
Karen Eisenberg de Borella. |